Für viele stolze Eltern, Tanten oder Onkel ist das digitale veröffentlichen von Kinderbildern inzwischen ganz normal. Selbst Großeltern tun dies mittlerweile mit Selbstverständlichkeit: „Ist mein Enkelchen nicht süß?“
Wir möchten online schließlich nicht nur ‚existieren‘, sondern eben auch unsere Persönlichkeiten ‚kreieren‘ und uns ausdrücken. Dazu zählen oftmals auch die “tollen Schnappschüsse” unserer Kinder, Nichten, Neffen, Patenkinder oder Enkel.
„Was soll denn daran verkehrt sein?“
Schon gewusst: Soziale Netzwerke wie Facebook legen schon für Babies algorithmische Profile an. Wenn unsere Kinder also irgendwann einmal größer sind und selbst entscheiden können, was und wie viel sie von sich preisgeben (oder eben nicht!), dann existieren sie online bereits als digitaler Datensatz. Wirkliche Selbstbestimmung sieht anders aus.
Aber auch Werbetreibende, die diese Daten kaufen, wissen schon alles mögliche über unsere Kinder, bevor diese überhaupt 18 und damit erwachsen und mündig sind.
Anfang 2019 ging die Geschichte der Schauspielerin Gwyneth Paltrow durch die Presse, die ungefragt Fotos mit ihrer Teenager-Tochter Apple von der Ski-Piste postete, woraufhin diese öffentlich dagegen protestierte. „Du hattest doch eine Ski-Brille auf und dein Gesicht war gar nicht richtig zu sehen.“, erklärte die Mutter. „Trotzdem – ich habe Dir schon zigmal gesagt: Du hast mich gefälligst um Erlaubnis zu fragen!“, erklärte die Tochter und traf damit den Nerv vieler.
Bilder, die man einmal gepostet hat, sind im Netz. Und das Netz vergisst nie, wie man so schön sagt. Plötzlich werden Kinder im Teenageralter (und manchmal auch darüber hinaus!) für (peinliche) Bilder gehänselt, die ihre Verwandtschaft zu Kindheitstagen veröffentlicht hat, ohne dass sie die Verbreitung nun selbst kontrollieren oder stoppen können. Selbst wenn Ihr jetzt schnell online geht und Fotos wieder löscht, könnt Ihr Euch schließlich nicht sicher sein, ob andere Leute sie in der Zwischenzeit bereits kopiert haben.
Es kommt allerdings auch regelmäßig vor, dass Bilder von Kindern im Netz unerlaubt für Werbezwecke verwendet werden. Da kann es sogar passieren, dass einem das eigene Kind plötzlich in einer anderen Stadt oder einem anderen Land von einer Werbewand entgegen grinst.
Ureinwohner glaubten, wenn man Fotos von ihnen mache, würde das ihre Seele stehlen. Heute, im Zeitalter der Algorithmen, ist an dieser Vorstellung tatsächlich etwas dran. Über Fotos, die andere (ungefragt) von uns veröffentlichen, kann man schließlich viel herauslesen: Geodaten zeigen zum Beispiel wann und wo das Foto gemacht wurde. Und plötzlich wissen Fremde, wo das Kind zur Schule geht, Sport treibt oder wohnt. Was sich damit anstellen lässt, kann man sich denken…
Darüber hinaus gibt es noch das Problem mit den Bildern anderer Kinder: Die Mutter, die die Bilder ihres Kindes gemeinsam mit dem Kind ihrer Bekannten postet und sich dann darüber wundert, warum diese plötzlich wütend wird. Andere Eltern möchten ihre Kinder gern komplett aus den sozialen Medien heraushalten. Das ist absolut zu respektieren.
Ein paar Hinweise im Umgang mit Kinderbildern:
- GPS-Daten-Tracking in Fotos auf dem Handy ausschalten
- Keine Fotos posten, die den Kindern später einmal peinlich sein könnten
- Die Kinder lieber vorher um Erlaubnis fragen
- Nicht die echten Namen der Kinder preisgeben. Besser nur Spitznamen oder Kosenamen verwenden
- Keine Bilder von Freund*innen/Klassenkamerad*innen der Kinder posten!
- Wenn man getrennt lebt oder geschieden ist, auch die/den Partner*in vor dem Posten von Kinderfotos um Erlaubnis fragen!
Weiterführende Informationen gibt es hier: